Rezension: Herz an Verstand

In dem Buch „Herz an Verstand“, geht es um das Thema häusliche Gewalt und Vertrauen. Hoffnung auf ein Happy End und der Gabe, die Vergangenheit, Vergangenheit sein zu lassen. Was zählt, ist die Gegenwart und wie der Mensch sich im Hier und jetzt gibt. Doch es ist nicht immer einfach. Vor allem, wenn die eigene Vergangenheit vor Kurzem genau so ein Martyrium hinter sich hatte.

Die Autorin hat dieses Thema auf eine emotionale und einfühlsame Art und Weise aufgegriffen, und für mich recht überzeugend übermittelt. Zwar hat mir bei Anni hin und wieder ein Blick in die Vergangenheit gefehlt und dass sie diese noch nicht verkraftet hat, aber vielleicht brauchte sie es auch nicht, da sie schon eher der Mensch ist, der nach vorne schaut und seine Probleme anpackt. Dennoch war es ein Schlüsselerlebnis, was sie dazu bewogen hatte, die Stadt für immer zu verlassen und von daher, hätte ich mir mehr Flashbacks gewünscht.
Da die Geschichte zwischen Anni und Felix sich über Jahre hinweg aufbaut, hat man ein ganz besonderes Leseerlebnis, was Tiefgang mit sich bringt und auch sehr authentisch wirkt. Man lernt sich langsam kennen, legt sich mit der Vergangenheit auseinander und auch das Leben rund um die Protagonisten herum, ist sehr schön zu lesen. Sie wirken in ihrer Freundschaft gefestigt und die Beziehungen zwischen und mit den beiden älteren Damen ist einfach herzergreifend.

Besonders toll fand ich vor allem die inneren Monologe, wo sich das Herz mit dem Verstand unterhalten hatte. So etwas hatte ich in dieser Form noch nicht gelesen und ich musste immer wieder herzlich lachen, weil es so authentisch ist. Man merkt Anni einfach an, wie zerrissen sie ist und mit sich und ihren Grundprinzipien hadert, da die Verletzung einfach zu frisch ist… Kann ich ihm vertrauen? Sein handeln war spontan und unüberlegt, aber was, wenn es bei mir mal vorkommen sollte? Die Vergangenheit schuf den Menschen, aber in wie weit beeinflusst sie das Handeln heute?
Des Weiteren wurde das Thema Tierschutz aufgegriffen, insbesondere das Leiden der Delfine, die hier in Deutschland in Delfinarien leben und dadurch schwer erkranken. Hier hat man tolle Informationen bekommen und die Autorin scheint sich mit der Thematik sehr auseinandergesetzt zu haben, weshalb man der Protagonistin Anni ihr Projekt absolut abkauft. Hier ist ganz viel Liebe zwischen den Zeilen und es fügt sich hervorragend in die Liebesgeschichte ein.

Wer ein Buch sucht, welches ernste Themen behandelt, wird hier eine wunderschöne Geschichte finden. Sie ist leicht zu lesen, hat an sich keine große Spannungsbögen und ist eine schöne Lektüre, um einfach mal abschalten zu können. Wer aber auf Spannung steht, Themen die richtig in die Tiefe gehen und auf Wendungen hofft, die einen fesseln und nicht mehr vom Buch loslassen, sollte hier ein oder zwei Augen zudrücken. Dennoch wirklich lesenswert, schon alleine der Delfine wegen. Tolle Infos, die zum Nachdenken und handeln anregen. 


Dieses Buch bekommt 4 von 5 Lilien