Rezension: Echowald

Als ich das Buch in den Händen hielt, musste ich erst mal das Cover bestaunen. Es ist so wunderschön geworden und besticht mit einem goldenen Glanz, der seines Gleichen sucht. Im Verlaufe des Buches, habe ich auch erfahren, dass es sich dabei um Cardaires Kampfkostüm handelt. Mit den Farben im Hintergrund, Rot und Schwarz, sind wir auch schon beim Inhalt des Buches. Es ist düster, dunkel, blutig und so anders als erwartet.
Der Echowald besteht aus versteinerten Bäumen, die als Unterkünfte der Einwohner dienen, aus versteinerten Flüssen und tiefster Nacht. Kaum ein Lichtstrahl erreicht den steinigen Boden und man tut sich schwer daran zu erraten, welche Tageszeit gerade herrscht.

Cardaire lebt ihr Leben an der Seite ihrer Geschwister und hat ein sehr inniges Verhältnis zu Reimdale und zu Phannael. Zwar ist sie davon nicht begeistert, als ihre Zofe Anathia plötzlich an die Seite von Phannael gestellt wird, aber sie fügt sich dem Willen ihrer Mutter, da diese ein sehr menschliches Verhalten hat, im Gegensatz zu ihrem Vater. Sie erstrahlt in Liebe, Fürsorge, durchleuchtet Verhaltensweisen und scheint keine großen Unterschiede zwischen den Menschen zu sehen. Außerdem tut Anathia Phannael gut, der in seinem Wesen sich sehr von Gleichaltrigen und auch der Familie abhebt. Gar als sonderbar gilt er…

Aber auch zwischen Cardaire und Anathia scheint es anders zu verlaufen als geplant. Bald schon wird die zarte Zuneigung und das Wohlfühlen sich zu festigen und aus diesem Band entsteht eine tiefe Liebe, die das Geschehen überdauert.
Geplante und bezahlte Abmachungen der Fürsten, gehen im Krieg unter. Schuldige und Unschuldige Menschen sterben in einer blutigen Schlacht, als das Gerüst aus Lügen, Geheimnissen, Abmachungen und Erwartungen in sich zusammenfällt. Aus Cardaires heilen Welt, wurde ein Schlachtfeld aus Verlusten, als sie vor wenigen Tagen mit dem vermeintlichen Sieg um den Ewigen Thron das Kriegsfeld, betäubt und in Fesseln verließ.

Wer dieses Buch liest, braucht starke Nerven. Es ist blutig, beschreibt einen kalten, harten Krieg und lässt Masken fallen. Um den Ewigen Thron zu besteigen scheint nichts zu unmenschlich zu sein. Hier gelten andere Gesetze – sogar in der Familie. Und um dies zu erkennen, fallen Menschenleben.
Ich saß wirklich da und dachte: wow. Wie grausam kann ein Mensch sein? Und dies in der Familie. Wie dreckig kann ein Mensch von innen sein, der von Außen so perfekt wirkt?

Die Autorin hat hier eine Geschichte geschrieben, die fantasievoll ist, sich flüssig lesen lässt und so unfassbar bildgewaltig daher kommt, dass die schönen Momente den Echowald erstrahlen lassen und im nächsten Moment wieder so düster wirkt, wie er ist. Wo sich Schatten tummeln und hinter Fassaden verstecken, nur um im nächsten Moment auszubrechen und einen zu verstören.

Schön fand ich aber auch die Liebe zwischen den beiden Frauen, die so gar nicht in diese Welt zu passen scheint und dennoch von Bedeutung ist. Hier treffen zwei fremde Welten und verfeindete Völker aufeinander und spannen ein Band aus Liebe. Die Geschichten über die Völker verschwinden aus dem Gedächtnis und werden mit neuen Eindrücken gekleidet.

Dieses Buch hat mich wirklich tief ergriffen, aufgewühlt und mit dem Gefühl zurückgelassen, dass es wieder nicht das letzte der Autorin war.

Dieses Buch bekommt 5 von 5 Lilien